Letzte Woche begann ich an dieser Stelle mit einem
Rückblick auf die physikalischen Probleme, denen sich Perry Rhodan in NEO 42, "Welt aus Seide", gegenübersah. Diese Woche geht es mit einem Ausblick auf NEO 53 weiter, der in knapp zwei Wochen erscheint.
„Der Lotse brachte sie in sicherem Abstand zu den Impulstriebwerken näher an das riesige Schlachtschiff heran. Der äquatoriale Wulst erhob sich wie ein ferner Gebirgskamm am Horizont, die Schleusen unter ihnen waren groß wie Meere ... und wenn er die Augen schloss und sich in sich selbst versenkte, meinte er, den zarten Zug der Gravitation spüren zu können, die ihn alle paar Sekunden um Millimeter tiefer sinken ließ."
Für NEO 53, "Gestrandet in der Nacht", interessierte mich die Frage, ob so ein arkonidischer Kugelraumer eigentlich genug Masse hat, um eine nennenswerte Anziehungskraft auf einen Astronauten auszuüben, wenn dieser über seine Oberfläche schwebt. Man kann wiederum mit dem
Gravitationsgesetz arbeiten, es gibt aber auch schöne Rechner im Netz, mittels derer man sich Beschleunigungswerte für beliebig große Masse ausrechnen kann, etwa
hier oder
hier.
Wenn wir für die VAREK'ARK mit ihrem Durchmesser von 850 m eine Dichte von 1 Tonne pro Kubikmeter annehmen (das wäre etwas mehr als die eines durchschnittlichen Flugzeugträgers -- der Kugelraumer weist zwar große Hohlräume auf, dafür ist es aber Arkonstahl), würde ein wenige Meter über ihr schwebender Astronaut mit ca. 0,00011 m pro Sekundenquadrat beschleunigt. D.h., er fiele im freien Fall in 10 Sekunden etwa 5 mm, in einer Minute immerhin etwa 20 cm tief.
„Auf der anderen Seite der Tür ist noch Atmosphäre. Wir können sie nicht öffnen, ohne den Raum zu evakuieren. Falls sich noch Überlebende darin befinden ..."
"Besteht ohne Lebenserhaltung denn überhaupt eine Chance darauf?", fragte die Rudergängerin. "Da drinnen muss es doch schrecklich kalt sein."
Darüber hinaus war es wichtig zu wissen, wie schnell ein havariertes Schiff ohne Lebenserhaltung im Weltall eigentlich auskühlt -- ist es realistisch, dass da nach ein paar Stunden, oder einem Tag, noch jemand lebt?
Antwort: ja. Ein Schiff von etwa 100 m x 20 m x 20 m kühlt mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 Grad pro Stunde aus, abhängig davon, wie viele Bereiche evakuiert sind, und ob die übrigen eher innen oder außen liegen. Je größer das Schiff, desto länger hält sich die Wärme, da der Wärmefluss in Objekten proportional zur Oberfläche, der Wärmeinhalt aber zum Volumen ist -- aus demselben Grund ist es für Eisbären vorteilhaft, möglichst groß zu sein. Außerdem wirkt das Vakuum isolierend.
(Danke an einen auf Thermodynamik spezialisierten Freund, der mir das durchrechnete.)
Wie gesagt, es ist nicht meine Absicht, Leser mit Nebenexkursen zu quälen, wie das in der Science Fiction des frühen zwanzigsten Jahrhunderts gerne geschah. Wir schreiben aber auch keine New Wave oder Fantasy, selbst wenn das Unerklärliche und manchmal auch Spritiuelle einen wichtigen Raum bei Perry Rhodan einnimmt. Und bevor ich einfach behaupte, dass so ein Weltraumliftseil 30.000 km lang ist oder ein Astronaut zwanzig Meter weit springen kann, rechne ich das nach -- den Ehrgeiz habe ich, und es ist eine schöne Kopfübung.
Schließlich habe ich für die
Magier von Montparnasse auch nachgelesen, was in der Sonntagsausgabe des
Figaro vom 26. 9. 1926 so stand (nachzulesen auf Seite 122, Hardcover: Frankreich kämpfte gegen die Inflation, Kanada gegen den Schnee). Und für den
Kristallpalast, was 1851 ein Bier in London gekostet hat (die 3 Pennys, die Dong dem armen Royle im East End berechnet, sind durchaus Wucher -- für einen Penny bekam man damals anderswo schon ein kleines Frühstück). Ich habe zahllose Details wie diese recherchiert -- so viel Liebe muss einfach sein.
Und wer Fehler in Obigem finde, weise mich bitte für die Zukunft darauf hin. Auch das muss sein.